meine Bullis




Zum Bulli bin ich eigentlich mehr aus Verlegenheit gekommen. Ursprünglich war ich mehr an einem Bedford Blitz interessiert, wegen seinem knuffigen Aussehen. Oder am alten Ford Transit, einer von denen die noch eine richtige Schnauze haben. So einen habe ich mal über mehrere tausend Kilometer fahren dürfen, und das war schon was: Drehmoment satt aus rund 2500 Diesel-ccm!

Aber schon damals war Hubraum teuer, auch was die Steuer angeht. Und der Bulli war ja auch nicht sooo übel - ein Käfer eben, nur mit höherer Sitzposition und ordentlich Kofferraum. Käfer hatte ich ja schon gefahren, und das hatte mir auch gefallen. Da war es damals keine große Überlegung, zum Bulli zu greifen, wenn man wenig Geld hat (Student) und 9 Leute transportieren muß...








Meinen ersten Bulli habe ich bei einem Händler im Remstal gekauft. Ehemaliges AEG-Kundendienstfahrzeug, Bj. '77, 1600er Motor mit 50PS, 155Tkm auf der Uhr, umgebaut zum Camper mit kleinem Hubdach und 4 Sitzplätzen. Ich hatte die Campingeinrichtung schnell verscherbelt und den Bulli zum 9-Sitzer PKW umgebaut. Und später wegen der teuren Versicherung wieder das Nötigste an Campingutensilien wieder eingebaut und als 9-Sitzer Campingmobil zugelassen.
Und so hat er treu seinen Dienst verrichtet, wurde anfangs nicht geschont bis der Motor mit miserabler Startwilligkeit und gigantischem Verbrauch nach Aufmerksamkeit schrie. Ventilspiel verschlafen und volle Leistung abverlangen tut einem VW-Boxer nicht gut, bei mir waren alle Ventile verbrannt. Nachdem der Motor neue Zylinderköpfe verpaßt bekam, lief er wieder einwandfrei, sprang auch nach langen Standzeiten wieder an und glänzte mit niedrigem Verbrauch. 8,4 Liter ist der Rekord.
Einmal hat er sich auch gegen einen 40to-Stahltransporter durchsetzen müssen, was ihn aber nicht von der Straße verbannt hat. Der Schaden am LKW war rund dreimal so hoch, bei meinem Bulli konnte er einfach nicht größer sein - Totalschaden! Hat ihn aber nicht weiter gestört, fahrsicher und zuverlässig war er nach wie vor.
Irgendwann war er aber rostmäßig ziemlich mitgenommen, so daß er auf's Altenteil geschoben und Bulli Nr. 2 angeschafft wurde. Eine Weile bekam er noch sein Gnadenbrot in der Scheune, bis im Oktober 2002 "klar Schiff" gemacht werden mußte. 25 Jahre abwechslungsreiches Bullileben sind damit Geschichte :-(. Während dem Abwracken schweiften dann die Gedanken stets an zahlreiche Situationen und Erlebnisse zurück, die untrennbar mit diesem Fahrzeug verbunden sind.







Der zweite Bulli sollte den ersten ersetzen und vollständig restauriert werden, damit er auch eine Weile hält. Es war ein zuletzt weißer Westfalia-Camper mit ursprünglich 2l-Motor, hier war aber ein 1700er eingebaut. Diese Drehorgel in Verbindung mit dem lang übersetzten 2l-Getriebe machte den Bulli zu einem ganz schönen Geschoß, 140km/h waren locker drin. Zunächst mal aber nicht, der Rundlauf und die Leistungsabgabe waren frustrierend, Leerlauf schlicht nicht vorhanden. Ursache war die Unterdruckleitung zum Bremskraftverstärker: Der 1700er hat als einziger Motor den Anschluß rechts, alle anderen links. Der Motorenumbauer hatte dann der Einfachheit halber die Leitung weggelassen!
Dummerweise war dieser Bulli weder besser noch sparsamer als der erste, so daß ich ihn schon nach nicht mal einem halben Jahr wieder abgestoßen habe - an Nigerianer. Da der Bulli in Nigeria als Taxi eingesetzt werden sollte, war an der Camperausstattung kein Bedarf, also habe ich mir die kurzerhand ausgebaut. Dabei sind Rostschäden sichtbar geworden, daß mir die Beine weichgeworden sind. Nun gut, Nigeria hat keinen TÜV. Glaube ich.







Nachdem sich Bulli Nr. 2 als solche Grotte offenbart hat, war mal der Gedanke nahe sich einen T3 anzuschaffen. Doch die wassergekühlten Fahrzeuge konnten mich trotz höherer Leistung und besserer Heizung nicht überzeugen. Schon das erste Fahrzeug hat mir den Nachteil eines weiteren Systems (Wasserkreislauf) aufgezeigt, und wie bedäppert man dastehen kann wenn das versagt. Naja, Luft kocht nicht, Luft ... - wen interessiert es wenn Luft auch nicht heizt? ;o)
Im Internet habe ich dann was Interessantes gefunden: VW Bulli T2, 70PS, 7-Sitzer Verkaufsfahrzeug (=267,-DM Steuer/Jahr), VB 2900,- DM. Das war immerhin mal so interessant daß ich dort angerufen habe. Und der Bulli hat auch einen sehr ordentlichen Eindruck hinterlassen, ich konnte den Preis auf 2500,- DM drücken und habe noch als Zugabe 3 teilzerlegte Motoren, Karosserieteile, Zubehör und einen weiteren Bulli bekommen. Zudem hatte der Bulli ein sehr interessantes Datum der Erstzulassung...
Mit diesem Bulli bin ich nun also unterwegs. Und er bietet auch eine gute Basis, ihn kontinuierlich zu restaurieren und zu erhalten. Träume habe ich auch schon einige für ihn. Aber auch da wird sich zeigen welche realisierbar sein werden.







Dieser Bulli hier war die Zugabe zu meinem Blauen. Laut Fahrzeugbrief ist es ein Bj. '78, nach der Fahrgestellnummer und diversen Details muß es ein '76er sein. Auf jeden Fall ist es einer der ganz wenigen die ich kenne, bei dem das Dach noch nicht zerschnitten und verhunzt ist. Ursprünglich war es mal ein 1600er, aber auch hier war die rasante Kombination 1700er Motor und 2l-Getriebe eingebaut, dazu noch 2l-Vergaser auf dem Motor. So schnell gelaufen wie Bulli Nr. 2 ist er nicht, aber doch deutlich sparsamer: Vollgeladen und mit Reisetempo 100km/h rund 9 Liter.
Bei mir hatte der Bulli aber keine große Zukunft. Deswegen hing stets das Damoklesschwert der Entsorgung über ihm. Was im Sommer '03 auch sehr akut wurde, da ich seine Unterkunft räumen und an den Vermieter zurückgeben wollte und mußte. Glücklicherweise kam genau zum rechten Zeitpunkt ein Interessent für das gute Stück, und so hab' ich ihn nach 3jährigem Asyl in meiner Garage weitergegeben. So soll er dann eines Tages - frisch restauriert und mit H-Kennzeichen versehen - das Erzgebirge unsicher machen. Auf jeden Fall freue ich mich, daß er das Ende von Bulli #1 umgehen konnte.



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