Der Bulli ohne Namen

Ein kurzer Ausschnitt aus dem Leben eines Transporters



Hier also ein kleiner, aber interessanter Ausschnitt aus dem Leben eines Bullis. Ein T2b mit 70PS, der seine Dienstzeit bei der Bundeswehr hinter sich hatte und 1982 in den Fuhrpark der Missionsgesellschaft "DIGUNA" nach Haiger wechselte. Bei DIGUNA herrscht die Tradition, daß alle Fahrzeuge einen eigenen, meist biblischen Namen bekommen. Alle, bis auf diesen Bulli um den es hier geht.



Schon der "Dienstantritt" von "Namenlos" war typisch für seine weitere Zeit bei DIGUNA. Nicht nur arbeiten, sondern ranklotzen. Die Ladung Stahlblech, die zur gleichen Zeit nach Haiger gebracht werden sollte, wurde also kurzerhand in den Laderaum gepackt. Daß das "etwas mehr" als sonst üblich war, sieht man an den Rädern. Versierte Mathematiker können ja mal ausrechnen, was da an Gewicht zusammengekommen ist. Die Stahlplatten hatten gerade so die Breite der Ladefläche eingenommen.
Aber gleich darauf wurde der geschlossene Kasten in der DIGUNA-Zentrale auf die Bedürfnisse dieser Organisation angepaßt: Die Spuren und Schäden der Bundeswehrzeit wurden entfernt, eine Schiebetüre mit Fenster wurde eingebaut, und auf der gegenüberliegenden Seite wurde der obere Teil der Seitenwand ausgetauscht gegen eine Fensterausführung. War trotz der gut ausgestatteten Werkstatt kein Pappenstiel, mit den ganzen Zwischenprofilen und Knotenblechen. Ganze 5 Tage hat die Operation gedauert.
Nachdem der Bulli in den für DIGUNA-Fahrzeuge typischen Farben frisch lackiert wurde, ging der "ganz normale" Arbeitseinsatz los. Für die verschiedenen Hilfsprojekte, die DIGUNA in Schwarzafrika betreibt, bekam das Werk einiges an Material zusammengeschenkt, und für die jeweiligen Transporte mußte der Bulli ganz selbstverständlich herhalten. Aus alten Landwirtschaftsmaschinen die VW-Luftboxertriebsätze, Maschinen und Gerätschaften für Metallwerkstätten oder Landwirtschaftsprojekte, auch mal Notstromaggregate oder Ersatzmotoren für die DIGUNA-LKW's, alles wurde in den Bulli (und nicht nur in den) gepackt oder hinten dran gehängt. Nach dem Beladen war öfter mal gar nicht daran zu denken, die Schiebetür schließen zu wollen... Gelegentlich, wenn große LKW-Motoren (z.B. Deutz-Motoren F8L714) zu transportieren waren, mußte die Schiebetür sogar ganz ausgehängt werden.
Das Ende seiner Dienstzeit wurde leider durch einen satten Unfall gesetzt. Was dann mit ihm passiert ist? Keine Ahnung, vermutlich geschlachtet und in Einzelteilen nach Ostafrika gewandert. Nachfolger als Arbeitstier war ein Transit... :-(


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