Kanu-Kurzguide

Grundschlag vorwärts

Ein alter Paddlerprofi wurde mal gefragt, welchen Paddelschlag er für den wichtigsten und schwierigsten hält. Seine Antwort kam kurz und präzise: "Grundschlag vorwärts". Hört sich jetzt vielleicht wie ein Jux an, aber da ist schon was dran. Ein schlecht ausgeführter Grundschlag bringt eine Instabilität in den Kurs, dem man mit mehr oder stärkeren Steuerschlägen korrigieren muß. Und das kostet Kraft und Vortrieb. Mit einem sauberen Grundschlag dagegen kann man mehr Energie in Vortrieb stecken.

Der korrekte Grundschlag wird so dicht wie möglich an der Bootswand ausgeführt, und deswegen ist es gut, wenn man a) das Paddel während dem Grundschlag möglichst senkrecht hält (von vorne oder hinten gesehen), und b) das Paddelblatt im rechten Winkel zur Kanu-Mittellinie ist. Wenn das nicht stimmt, bringt der Paddelschlag nicht nur eine Antriebskraft vorwärts, sondern auch einen seitlichen Impuls. Und der muß dann erst wieder durch Steuerschläge abgefangen werden.
Manche (angehende) Paddler müssen das exzessiv üben, und ihre volle Konzentration darauf richten. Anderen fällt es leichter zu - aber die Aussage stimmt: Der Grundschlag ist der wichtigste.

Das Paddel wird möglichst weit vorne ins Wasser getaucht, und etwa so weit durchgezogen, bis die untere Hand auf Hüfthöhe ist. Dadurch schwingt man mit dem Oberkörper im Paddeltakt leicht vor und zurück, und nutzt auch die Bauchmuskulatur. Weiter durchziehen als bis zur Hüfte ist nicht gut, denn dann wird die Oberkörpermuskulatur ungünstig beansprucht (was gerne zu Kreuzschmerzen führt).
Erst wenn das Paddelblatt ganz ins Wasser getaucht ist, zieht man das Paddel nach hinten durch. Dadurch kann man am effektivsten Druck auf das Paddelblatt aufbauen. Fängt man zu früh an das Paddel durchzuziehen, reißt man auch einiges an Luft ins Wasser, wodurch die Effizienz leidet.

Beim Kanu kann man ja nur auf einer Seite paddeln. Dabei werden die Muskeln in Arm, Schulter und Rücken auch einseitig belastet - und deswegen muß man regelmäßig die Paddelseite wechseln. Das fällt zwar denen schwer, die eine ausgeprägte "starke Seite" haben, aber es muß sein. In welchen Zeitintervallen die Seite gewechselt ist, ist nicht so wichtig. Manche wechseln alle 5 Minuten, andere jede halbe Stunde. Nur daß es regelmäßig geschieht und unterm Strich die Muskeln gleichmäßig gefordert werden - das ist das A und O.

Beim 2er Kajak mit den langen Kreuzpaddeln ist man gezwungen, im Gleichtakt zu paddeln. Sonst klöppeln immer die Paddel aneinander. Dank der doch merklich kürzeren Stechpaddel, und dem größeren Abstand zwischen den Sitzen, ist man im Cannadier nicht dazu gezwungen. Es könnte also jeder seinen Rythmus paddeln. Aber man tut doch gut daran, synchron zu paddeln. Tut man's nicht, schaukelt und gautscht das Boot bei jedem einzelnen Paddelschlag, und macht dabei auch eine (z.T. recht starke) Auf- und Abbewegung. Und gerade die ist es, die stark bremsend wirkt - und die beim Paddeln im Gleichtakt optimalst gedämpft wird.
Für diesen Gleichtakt müssen die zwei im Boot einen gemeinsamen Rythmus finden. Einer, den beide auch auf längere Strecke aufrecht erhalten können. Erfahrungsgemäß ist da die Paddelgeschwindigkeit etwa ein Paddelschlag auf 2 Sekunden - bei manchen schneller, bei anderen langsamer.
Der Gleichtakt ist aber "nur" eine Zusatzanforderung, kein Grundkönnen. Wenn am Anfang der richtige Grundschlag schon die volle Konzentration erfordert, kann man den Gleichtakt ruhig auf später verschieben.

Zurück