Kanu-Kurzguide

der Paddler

Auch beim Kanufahren braucht es geeignete Sportbekleidung. Spezielle Kanu- oder Wassersportbekleidung ist zwar optimal, kostet aber auch recht viel Geld. Und oft kommt man mit entsprechend ausgewählter "Alltagskleidung" fast genau so weit. Für einen Gelegenheitspaddler gibt es also keinen Grund, sich da in Unkosten für eine Profi-Ausstattung zu stürzen. Was man braucht, ist ein Blick über den Horizont hinaus (hin zu anderen Sportarten), und Phantasie. Merke: Mit den Augen darf man klauen!

Zum Kanufahren soll die Kleidung gut anliegen, aber in keiner Weise die Bewegungsfreiheit einschränken. Der erforderliche Bewegungsfreiraum im Boot ist viel größer als z.B. auf Fahrrad oder Motorrad, das muß man beachten, will man die Erfahrungen von anderen Sportarten adaptieren. Am besten geeignet ist die Orientierung am Bergsport oder Gymnastik: Wenn bei solchen Bewegungen die Kleidung nicht einengt, ist sie geeignet für's Boot.

Zum Teil muß man auf dem Wasser mit schnellen Wetter- und Temperaturänderungen rechnen. Deswegen die Kleidung nach dem "Zwiebelprinzip" auswählen: Mehrere dünne Kleidungsschichten wärmen genauso wie eine dicke, aber man kann sich besser der jeweiligen Temperatur anpassen.
Für Schlechtwetter braucht man nicht unbedingt Regenklamotten. Da vor allem der Oberkörper in Bewegung ist, strahlt er auch die meiste Wärme ab. Unter dichter Regenkleidung staut sich dann schnell Schwitzwasser. Gore-Tex-Kleidung ist optimal, gut bewährt haben sich aber auch Pullover aus Wolle (z.B. "Seemannspullover"): Das Wasser perlt lange ab, evtl. einsickerndes Wasser wird von der Körperwärme wieder verdunstet, und der Schweiß kann gut weg. Gar nicht geeignet für's Boot sind Regenponchos: Landet man mal im Wasser (und das geht manchmal schneller als man's wahr haben will), hat man null Bewegungsfreiheit!

An die Füße gehören im Boot nur leichte, dünne Schuhe. Zwar mit stabiler Sohle (daß sich kein Stein durchtritt) und mit Zehenschutz, aber ohne große Polsterung oder Knöchelschutz o.ä. Denn im Boot selbst braucht man eigentlich gar keine Schuhe, und sollte man doch mal kentern, saugt sich zu schweres Schuhwerk voll Wasser, wird dann richtig schwer und behindert massiv die Schwimmbewegungen.
In solchen Günstig-Schuhmärkten oder bei den allseits bekannten Lebensmitteldiscountern werden immer wieder leichte Sportschuhe aus Segeltuch oder dünn gefütterte Turn- / Gymnastikschuhe für wenig Geld angeboten - eine ideale low-cost-Variante. Wenn es nobler sein darf: Surferschuhe aus Neopren und mit rutschfester Sohle.

So wie das untere Körperende seinen Schutz braucht, braucht das auch das obere: Der Kopf. Die Sonneneinstrahlung wird auf dem Wasser oft unterschätzt, weil das Wasser viel von der Wärme schluckt, mit der man sonst die Gefahr von Sonnenstich oder Sonnenbrand "mißt". Eine Kopfbedeckung ist daher Grundbestandteil einer Paddlerausstattung. Gut ist da ein Hut mit umlaufender Krempe: Da haben dann auch die Ohren ihren Sonnenschutz (mal ganz ehrlich: Wann hast Du zum letzten mal auch die Ohren eingecremt?), und bei Regenwetter tropft es nicht so unangenehm in den Kragen. Zudem kann man die Augen besser schützen. Wegen dem intensiven Licht von oben, das auch noch von unten reflektiert wird, sind die Augen sehr stark beansprucht. Man merkt das manchmal hinterher, wenn man alles leicht verschwommen sieht (oder sogar Sternchen, als hätte man in ein Foto-Blitzlicht geglotzt). Eine Sonnenbrille ist da auch nicht zu verachten.
An Sonnenschutz kann und soll ruhig ein sehr starker Lichtschutzfaktor gewählt werden. Einfach deswegen, weil ja auch das Wasser viel Licht reflektiert, und man wegen der Kälteabstrahlung vom Wasser den Sonnenbrand erst spürt, wenn es eigentlich schon zu spät ist.
Die Sonnenbrandgefahr besteht übrigens auch, wenn der Himmel leicht bewölkt ist und die Sonne kaum ausgemacht werden kann. Denn die Sonnenstrahlen, die die Haut verbrennen, kommen auch durch Wolken- und Hochnebelschichten hindurch.

Was bald noch wichtiger ist als die Kleidung, sind Paddel (logisch - aber auch das braucht die richtige Größe) und Schwimmweste. Auch als Wanderpaddler sollte man niemals ohne Schwimmweste ins Boot gehen. Die meisten tödlichen Paddlerunfälle passieren nicht im Wildwasser, sondern auf ganz normalen, "harmlosen" Wandergewässern!
Für die Schwimmweste gilt dasselbe wie für die Bekleidung: Sie muß gut sitzen, soll eng (nicht zu eng!) anliegen, darf aber die Bewegungsfreiheit nicht einengen. Und das ist ein wichtiges Kriterium: Kanu-Schwimmwesten unterscheiden sich von den Westen der Segelsportler! Segelsport-Westen haben zwar den Vorteil, daß sie "Ohnmachtssicher" sind, schränken aber den nötigen Bewegungsfreiraum des Kanuten zu sehr ein. Und Bewegungsfreiheit ist im Kanu höher zu bewerten als Ohnmachtssicherheit.

Das Paddel selbst muß die richtige Größe haben: Das Paddelblatt zum Anfang lieber kleiner wählen, sonst kämpft man bald mit Verspannungen im Schulterbereich. Auch mit sehr kleinen Paddelblättern können gute Fahrleistungen erzielt werden - die Paddel der Eskimos z.B. sind selten breiter als 15cm!
Die richtige Paddellänge ermittelt man am besten, wenn man aufrecht und ohne Schuhe hinsteht und das Paddel vor sich auf den Boden stellt. Das richtige Paddel reicht bis so ca. Höhe Schlüsselbein bis Unterlippe. Wenn kein passend langes zur Verfügung steht, lieber ein kürzeres Paddel verwenden. Aber die Grenzwerte Achsel- bzw. Augenhöhe sollten nicht überschritten werden.

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